20 Jahre Wiedervereinigung



(Kunstwerk in der Marienkirche, Oktober 2009)

Zeit - Begleitpublikation
20 Jahre Wiedervereinigung
Heinz-Dieter Pawelzik


Für den modernen Menschen ist Zeit ein Leerraum der sich von Mal zu Mal anders füllt.
Sie ist Abstrakt, Inhaltsleer wie ein Zifferblatt auf dem es nichts weiter als Markierungen gibt.Sie ist ein Koordinatensystem, in das der Lauf der wechselnden Ereignisse notiert werden kann.Sie ist ein Kontinuum, in dem fortgesetzt Zukunft in Gegenwart, Gegenwart in Vergangenheit übergeht. Die Reihenfolge ist damit festgelegt und unwandelbar. Jedes Ereignis hat seinen Stellenwert und behält ihn für immer.
Es gibt keine Wiederholung in der steten Veränderung. Wert und Unwert des geschichtlichen Ereignisses liegen in seiner Einmaligkeit.


Dennoch haben wir ein Bewusstsein von Dauer, erfahren Zeit und besitzen Zeitmaßstäbe.
Das ist offenbar nur möglich, wenn das menschliche Bewusstsein die Fähigkeit hat, die Spuren, die der flüchtige Sinnes Eindruck hinter lässt, als Bilder im Gedächtnis zu bewahren und ihnen somit Dauer zu verleihen.
Daher ist es ungenau zu sagen, Vergangenheit und Zukunft ist, vielmehr ist wahrhaft nur das Gegenwartserlebnis, das sich in die Vergangenheit und Zukunft durch Vergegenwärtigung hinausschiebt. In der Seele messen wir die Zeit, die uns somit gegeben ist als eine "Ausdehnung der Seele".
An den Rändern dieser Ausdehnung in Vergangenheit und Zukunft entschwinden die Bilder zunehmend im Dunkeln. Da der Geist somit die Zeitdimensionen hervorbringt, ist das Innere des Menschen in ständige Erwartung, Vollzug und Erinnerung zersplittert. Die Erfahrung der eigenen Zeitlichkeit verweist den Menschen auf das Unvergängliche.
Der Geist kommt zur Ruhe, indem er sich auf die ewige Wahrheit hin richtet. Indem der Geist sich auf den ewigen Gott hin sammelt, von dem her alles Seiende sein Sein erlangt, erweist sich der Mensch als teilhaftig der Ewigkeit, im Zyklus des Ewigen. (Creatio ex nihilo) Schöpfung aus dem Nichts.

Als solches Betrachtet, ist Zeit die Zukunft zum Vergangenen. Der Weg zu meditativen Wahrnehmungen in einer ständigen Ordnung der Schöpfung. Eine immer währende Verschmelzung der vier Elemente;  - Wasser, Luft, Feuer, Erde - Werden und Vergehen, dem alle Dinge unterworfen sind.
Diese Verschmelzung als Regulativ der synonymen Verlässlichkeit, ist die Zeugung zu einem neuen Tag, neues Leben.


Anmerkung:
Berühmt ist Augustinus Analyse der Zeit im XI -Buch der Confessiones. In ihr wird nicht nur die Zeiterfahrung konstituierende Leistung des Bewusstsein ( memoria ) aufgedeckt, sondern grundsätzlich die Seinsverfassung zu einer ewigen Wahrheit reflextiert. Der Mensch ist nach Augustinus eine aus Leib und Seele bestehende verstandsbegabte Substanz, wobei er der Seele den Vorrang einräumt. Das Innere des Menschen zeigt sich als Einheit in der Dreiheit von Bewusstsein, Verstand und Wille und ist somit ein Bild der göttlichen Trinität.


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